DNP - der gefährlichste Fatburner aller Zeiten
Von Wilfried Dubbels
In den letzten Jahren wird ein steigender Konsum neuer (alter) illegaler Fatburner beobachtet. „Der illegale Handel dieser Fatburner im Internet ist ein Spiel mit Leben und Tod“, meint Silke Schwartau, die Leiterin der Ernährungsabteilung der Verbraucherzentrale Hamburg und verweist auf „Diätpillen“ und „Fatburner“, die Substanzen wie Amphetamine, Ephedrin, Clenbuterol und Schilddrüsenhormone enthalten. Aber der gefährlichste aller Fatburner ist DNP (2,4-Dinitrophenol).
Sprengstoff als Fatburner
2,4- Dinitrophenol (DNP) ist eine fettlösliche Substanz. Alle Nitrophenole sind hochgiftig und führen bei Kontamination durch Einatmen, Verschlucken und Kontakt zu Übelkeit, Schwindel, Kopfschmerz und Leberschäden sowie zu Reizungen der Augen und der Atemwege. Insbesondere 2,4- Dinitrophenol steht im Verdacht krebserzeugend zu sein und mutagen zu wirken. Bereits 1919 fand DNP seine erste Anwendung als Bestandteil eines Sprengstoffs. Arbeiter in Sprengstofffabriken, die mit dieser Substanz in Kontakt kamen, verloren erheblich an Gewicht. Auf Grund dieser Erkenntnis wurde DNP früher als Medikament zur Gewichtsreduktion eingesetzt, der Vertrieb wurde jedoch in den 30er Jahren wegen Nebenwirkungen eingestellt. Zu den beobachteten Nebenwirkungen gehörte u.a. eine Form des Katarakts, eine Linsentrübung mit gelbbrauner Färbung der Augenlinse.
50 Jahre später wurde diese Substanz von einem amerikanischen Arzt wiederentdeckt und mit Erfolg als Arzneimittel zur Gewichtsreduktion in den Markt „gedrückt „. Nebenwirkungen wurden weiterhin beobachtet, aber erst der Tod eines Wrestlers veranlasste die FDA das Arzneimittel vom Markt zu nehmen.
Es gibt seitdem keine Zulassung für DNP durch die FDA, weder als Medikament noch als Nahrungsergänzungsmittel.
In Deutschland sind Herstellung und Vertrieb von DNP als Diätmittel ebenfalls gesetzlich untersagt. Es gibt keine Zulassung für DNP als Arzneimittel zur Gewichtsreduktion. Nur ein homöopathisches Mittel mit diesem Inhaltsstoff ist zur Behandlung des Katarakts verkehrsfähig (Dinitrophenol D6, als Dilution von DHU).
DNP wird aber noch für technische Zwecke zur Produktion von Holzschutzmitteln, Fotochemikalien und Insektiziden verwendet.
„Dieting by Cooking Yourself“
Vom Dinitrophenol ist bekannt, dass es die oxidative Phosphorylierung in den Mitochondrien entkoppelt. Als Entkoppler der oxidativen Phosphorylierung werden Stoffe bezeichnet, die die Atmung der Mitochondrien stimulieren, aber die Bildung von ATP verhindern. Hierzu gehört neben Dinitrophenol unter anderem auch Dicumarin. Die energiereichen Intermediärprodukte zur Synthese von ATP werden weiterhin nachgeliefert, aber die Umsetzung der Energie in den Zell-Treibstoff ATP bleibt aus. Die oxidative Phosphorylierung läuft quasi im Leerlauf. Durch Entkopplung werden die Zellen ausgehungert. Der Körper versucht den ATP-Mangel auszugleichen, indem er alle Reserven nutzt. Die Kalorien werden nicht in verwertbare Energie (ATP) umgewandelt, sondern „verpuffen“ zu Wärme (Thermogenese). Die Thermogenese kann so stark ausgeprägt sein, dass sie zu Überhitzung (Hyperthermie) des Körpers führt. In Internetforen wird dieser Vorgang als „Dieting by Cooking Yourself“ bezeichnet. In verschiedenen Fällen werden tödlich verlaufende Hyperthermiesyndrome (Überhitzung des Körpers) beschrieben. Die Versorgung des Herzmuskels und des Gehirns mit Sauerstoff sinkt. Der erhöhte Sauerstoffbedarf beschleunigt die Atmung und der ph-Wert des Blutes sinkt durch Anhäufung von sauren Stoffwechselprodukten. Weitere mögliche unerwünschte Wirkungen sind u.a.: Überzuckerung, Herzrasen, Zittern, Überhitzung, Herzrhythmusstörungen, Atemnot, Zyanose, hämolytische Anämie, Methämoglobinämie, Agranulozytose, Niereninsuffiziens und Leberstörung. Im Vollbild einer DNP-Vergiftung kommt es zum Multiorganversagen.
Tödliche Dosis
In der medizinischen Literatur wird die tödliche Dosis mit 1-3g angegeben. Durch Anhäufung des Wirkstoffs können jedoch weitaus geringere Tagesdosierungen tödlich sein. Exakte Angaben zur Pharmakokinetik und Halbwertszeit sind nicht bekannt. Im Internet wird der Fall eines Bodybuilders beschrieben, der an 4 aufeinander folgenden Tagen 600mg DNP zu sich genommen hatte und trotz aller Rettungsmaßnahmen an den Folgen der Vergiftung verstarb. Nach erfolgter Magenspülung mit 5%iger Natriumbikarbonatlösung und Kohle als Adsorbens, sowie Behandlung der Überhitzung mit Eisbeuteln bei voll aufgedrehter Klimaanlage im Rettungswagen, wurde für ausreichend Flüssigkeit und Elektrolyte gesorgt. Während der Fahrt im Rettungswagen wurde der Patient mit Sauerstoff beatmet und gegen die Krämpfe wurden Benzodiazepine verabreicht. Doch jede Hilfe kam zu spät.
Aufgrund weiterer tragischer Vorfälle, die mit DNP in Verbindung gebracht werden, kann nicht oft genug vor dem Bezug von Supplementen und Lifestyle- Präparaten im Internet gewarnt werden, da für den Laien häufig nicht erkennbar ist, ob es sich um ungefährliche Mittel von einem seriösen Anbieter handelt oder um Präparate, die Leben und Gesundheit gefährden können. Mein Vorschlag: Kauft eure Supplemente im Shop um die Ecke oder bei einem Unternehmen, das euch als seriöse Firma bekannt ist.
Mehr darüber in meinem Buch "Alles was stark macht - oder auch nicht"!
Copyright Wilfried Dubbels
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Thomas Schneider (Montag, 13 Mai 2024 17:57)
Gewisse Aussagen des Autors sind mittlerweile widerlegt zb die tödliche Dosis Angabe sowie Schädigung bzw Störung der Leber. 1mg DNP pro kg körpergewicht ist nicht tödlich, die Quellenangaben sind äußerst fragwürdig.
Gunnar Wolters (Mittwoch, 15 Mai 2024 10:24)
Thomas Schneider, wo steht denn etwas von 1mg/kg KG?
"tödliche Dosis 1-3g!" Das sind 1000mg -3000mg! Hast dich wohl um eine Zehnerpotenz verrechnet!